Keine Reisefreiheit für Larven

Eine Norm für die Behandlung von Holzpaletten stört den Handel mit Großbritannien - bei uns wird diese durch intensive Hitzebehandlung mehr als erfüllt

(Auch nach der Erweiterung arbeiten wir bereits wieder in Vollauslastung. Als Lieferant für Lebensmittel- und Pharmaindustrie fahren wir derzeit Sonderschichten, um die Nachfrage zu decken.)

 

 

Wegen einer seit dem Brexit vorgeschriebenen anderen Norm für Holzpaletten warnt die Logistikbranche vor Verzögerungen im Warentransport mit Großbritannien. Viele Unternehmen hätten noch nicht auf den geforderten Standard umgerüstet, teilte der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackungen Mitte Januar mit.

 

Was bedeutet das für uns, die Firma Treyer-Paletten in Bad Peterstal-Griesbach?

 

Die IPPC (International Plant Protection Convention – Internationale Pflanzenschutz-Konvention) bestimmt Maßnahmen, die dem globalen Pflanzenschutz dienen. So richtet eine bei uns übliche Larve der heimischen Kiefer keinen Schaden an – wohl aber, wenn sie in Verpackungen in ferne Länder transportiert wird, in denen die dort vorhandenen Bäume nicht resistent sind. Um diesen Larven-Tourismus zu unterbinden, hat die IPPC die Maßnahme Nr. 15 (ISPM 15) erlassen, die für Holzverpackungen und insbesondere Paletten eine Hitzebehandlung vorsieht – dabei werden vorhandene Larven abgetötet. Solche hitzebehandelten Paletten erhalten einen Stempel, der auch eine Rückverfolgbarkeit des behandelten Betriebes beinhaltet.

 

Diese Behandlung wird seit Jahren bei uns praktiziert und ist keinesfalls neu. Aus unserer Sicht ist die Vorschrift, dass Holzpackmittel, die für den Warentransport nach Großbritannien den IPPC-Bestimmungen ISPM 15 entsprechen müssen, absoluter Blödsinn. Warum soll ein Insekt oder eine Larve, welche seit Jahren „Reisefreiheit“ von uns nach Großbritannien genoss, aufgrund veränderter politischer Rahmenbedingungen schädlich werden? Larven und Insekten, die in Deutschland vorkommen, sind in Großbritannien schon vorhanden.

 

Hitzebehandlung

Damit Holzpackmittel nicht schimmeln, werden diese getrocknet eingesetzt. Wir trocknen über 99 Prozent unserer Paletten auf eine Holzfeuchte unter 22%. Bei Temperaturen bis 80 Grad Celsius findet eine deutlich intensivere und längere Hitzebehandlung statt, als von der IPPC mit der Maßnahme ISPM 15 gefordert. Wir empfehlen allen Kunden, die Paletten zu trocknen, um sie vor Schimmelbefall zu schützen. Die von Großbritannien geforderte Norm gibt es dabei inklusive.

 

Wenn Einfuhrbehörden schon mit Zollformalitäten überlastet sind, muss man davon ausgehen, dass auch wenig Kompetenz vorhanden ist, um zwischen Schimmel oder Insektenbefall zu unterscheiden. Wir haben die Kapazität 100 Prozent unserer Produktion zu trocknen. Wir stimmen uns mit der regionalen Sägeindustrie eng ab und organisieren eine Just-in-Time-Versorgung. Zum Beispiel werden benötigte Bretter am Montag im Sägewerk gesägt, am Dienstag zu uns geliefert und schon am Dienstagabend oder Mittwoch stehen diese Bretter montiert zu Paletten bei uns in der Trockenkammer. Das garantiert maximale Sicherheit für hygienische Paletten für den Export in nahezu alle Länder.

 

Der Fall Großbritannien ist eigentlich ein Versagen der zuständigen Gremien. Die Schweiz ist kein EU-Land und schreibt nicht vor, dass die Holzpackmittel/Paletten den IPPC-Bestimmungen mit dem ISPM 15-Standard entsprechen müssen. Es wäre nur logisch, dass so eine Regelung auch für Großbritannien gelten müsse.

 

Systemlieferant

Tatsächlich hat sich bei einigen Firmen Hektik breit gemacht, weil man die Packmittel noch nicht auf IPPC umgestellt hat. Nahezu alle unsere Kunden haben seit Jahren nur Paletten die IPPC-konform sind. Wir sind  Systemlieferant beziehungsweise Lieferant für kritische Infrastruktur („Kritis“). Wir versorgen unter anderem die Lebensmittel- und Pharmaindustrie. Wir fänden auch Anwendung in der Lieferkette der Impfstoffhersteller. Wir sind dankbar, dass unser Werk unter Vollauslastung, ja sogar mit Sonderschichten produziert. Planbar ist die weitere Entwicklung der Märkte jedoch nicht. Wir fahren auf Sicht und bleiben vorsichtig.

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